Amtsblatt 8 1999

Liebe Gemeinde!

Die 10 Gebote warnen uns vor Neid. Wie richtig das ist, kann ich Ihnen heute am traurigen Schicksal Nitzschkas zeigen. Woher der Neid kam, wird viele Quellen gehabt haben. Sicherlich war es auch nicht ganz ohne, die Dorfkirche einfach zur Schloßkirche zu machen. Wieviele werden dabei getreten worden sein? Doch der Neid, der von außen noch hereingetragen wurde und die alltäglichen Argerlichkeiten als willige Beute nutzte, hat mit der Behauptung, Fehler in Ordnung zu bringen, nur Trümmer und Dreckhaufen hinterlassen. Schöner ist es nicht geworden und stolz will auch keiner mehr darauf sein.
Doch dieses so sinnbildliche Geschehen geht soweit, daß die Kirche geblieben ist - nun einsam treu, überragend wieder, mahnend und ermutigend, lockend. Wollen oder müssen wir sie jetzt im Stich lassen, die uns solange über den ganzen Irrsinn der Zeiten die Treue hielt? Es ist ja doch sichtbar wahr, daß uns Gott mit Jesus trotzt allen Ungehorsams und Widerstreites nicht aufgab. Und ermutigend ist ja auch, daß gerade jetzt Menschen gekommen sind, die von dem alten Zwist nichts wissen, sondern sich locken ließen, wieder Ordnung zu machen, aufzubauen, Kultur zu bringen. Man muß wohl nur genug Geduld haben, dann siegen die Guten,
Es grüßt Sie Ihr P/r. Carlitz

Ergänzung: Amtsblatt 10 1999

In Nitzschka sieht man klarer

Nach meinem letzten Artikel im Amtsblatt bekam ich besorgte Anfragen, was denn in Nitzschka los sei.-Zu dem Artikel gehörten vier Fotos, die bei der Übernahme weg blieben, wodurch der Rest schwer verständlich war.

(Hier ist ein Bild abgedruckt siehe Berichte Poenike)

Kirche und Schloß Nitzschka von der Mulde aus, um 1860.

Nein, Nitzschka ist nicht besonders problematisch. Es hat mit der Schloßruine heute ein besonderes Lehrstück vom Schicksal bekommen, darüber, was Neid in unserem Leben wert ist. Es war kein Nitzschkaer Neid, der das Schloß abreißen ließ. Von übergeordneten Stellen wurde die Aktion angeordnet, um Besitzenden ihr Gut zu zerstören. Doch wie sooft, wenn Neid den Oberbefehl hat, hinterließ er nur Trümmerhaufen, keine Eigenheime, keinen Wohlstand für alle, und Trauer um einen Schatz. Schade, daß man die Ungerechtigkeit vergangener Tage nicht konstruktiver aufarbeiten konnte!
Aber dafür bietet Nitzschka nun auch ein gutes Lehrbeispiel! Es kamen neue Menschen, unbelastet. Sie begannen einfach aufzuräumen und wieder aufzubauen. Mir sagen viele sehr glücklich, wie schön es doch ist, daß wieder Kultur einkehrt. - Da sehe ich nun in Nitzschka ein empfehlenswertes Beispiel, mit geschichtlichen Fehlleistungen umzugehen.
Pf r. Carlitz